„Die Sprache der kühnen Behauptung“, schreibt Rebecca Solnit, „ist einfacher, weniger anstrengend, als die Sprache der Nuancierung, der Ambiguität, der Spekulation“. Es sind die zwei großen nichtfiktionalen literarischen Genres Essay und Lyrik, die sich in der unsicheren, tastenden Fortbewegung üben – in Sprachen, die ein ganz spezielles Verhältnis zur Dunkelheit haben. Welche Lyrikerin kennt nicht die „Sehnsucht nach Unverständlichkeit“? In der Alten Post Lindenau gehen Sibylla Vričić Hausmann und ihre Dichterkollegin und Verlegerin Daniela Seel diesen Fragen nach: Ist das Kreisen um eine dunkel bleibende Wahrheit die Geste, die essayistisches und poetisches Schreiben miteinander verbindet? Wann sind Fragen überzeugender als Fakten und Gewissheiten? Muss politisches Schreiben deutliches Schreiben sein? Und: Wie könnte eine „Sprache der Wut“ aussehen, die sich aus mächtigen Emotionen speist und diese ausdrückbar macht, ohne zu verletzen? Very special Guests: Vicky Baum, Martin Buber, Hélène Cixous, Marie Luise Kaschnitz, Paula Ludwig Martin Luther, Friederike Mayröcker, Meret Oppenheim, Daniel Schreiber und Gertrude Stein.
Innerhalb einer Oktober-Woche bringt der Literarische Herbst die ganze Bandbreite dessen auf Leipzigs Bühnen, was Literatur will und kann - kühn und poetisch, literarisch klug, politisch. Das reicht vom Gipfeltreffen der besten Debütantinnen und Debütanten des Jahres im Ostpassage-Theater bis zur Lyrikpräsentation im privaten Wohnzimmer, vom prominent besetzten Krimiabend bis zur popkulturellen Grenzüberschreitung im UT Connewitz. Dabei gilt: Gute Bücher kennen kein Verfallsdatum! Mit den Herbst Tapes, präsentiert von der in Leipzig lebenden Autorin Isabelle Lehn, lassen sich einige der spannendsten Lesungen und Gespräche des letztjährigen Festivals nachhören.