Fritz Bauer sagte einmal: „Über jedem Gesetz und über jedem Befehl gibt es noch etwas, was unverwüstlich und unzerstörbar ist, die klare Erkenntnis, dass es gewisse Dinge gibt, die man auf Erden nicht tun kann. Einmal, weil sie in den zehn Geboten verboten sind, und dann natürlich, weil sie wider alle Religion und Moral sind.“ Bauer bezieht sich dabei auf die sogenannte Radbruchsche Formel, wonach Gesetze, die nicht einmal den „Willen zur Gerechtigkeit“ erkennen ließen und stattdessen die Gleichheit aller Menschen als Basis allen Rechts von vorn herein bestritten, niemals bindend seien und nicht befolgt werden dürften. Dieses Gebot des passiven Widerstands formuliert Bauer einmal wie folgt: „Wenn etwas befohlen wird – sei es durch Gesetz oder Befehl –, was rechtswidrig ist, was also im Widerspruch steht zu den ehernen Geboten, etwa den zehn Geboten, die eigentlich jedermann beherrschen sollte, dann musst du Nein sagen.“ (Dieses Gebot ist die Kernbotschaft für die erforderliche Resilienz eines jeden Menschen, um sich Rechtsstaat und Demokratie stark zu machen.)
Adolf Eichmann war in den 50er Jahren einer der meist gesuchten NS-Verbrecher. Als Leiter des Reichssicherheitshauptamts war er verantwortlich für die Verfolgung, Deportation und Ermordung von schätzungsweise sechs Millionen europäischen Juden. Im Mai 1960 wurde Eichmann schließlich vom israelischen Geheimdienst in Argentinien gefasst und nach Israel gebracht, wo ihm 1961 der Prozess gemacht wurde. Welche Rolle Fritz Bauer beim Auffinden Eichmanns zukam, war lange unbekannt. Wäre es ohne das Engagement Fritz Bauers je zur Verhaftung Eichmanns gekommen?