Fritz Bauer hatte stets das Präventionsprinzip im Strafrecht vor Augen: „Kein Vernünftiger straft, weil gefehlt wurde, sondern damit nicht mehr gefehlt werde.“ Strafrichter sollen nur noch nach vorne schauen, sonst nichts. Bauers Lebensthema in der Praxis ist dann jedoch – der Blick in die Vergangenheit. Wie passt das zusammen? Nutzte Bauer den Zuschauerraum in den Gerichten, um den vielen Mittätern und Verantwortlichen ihre Schuld vor Augen zu halten? Bestand die Prävention in der Auseinandersetzung mit der festgestellten Schuld der anderen?
Adolf Eichmann war in den 50er Jahren einer der meist gesuchten NS-Verbrecher. Als Leiter des Reichssicherheitshauptamts war er verantwortlich für die Verfolgung, Deportation und Ermordung von schätzungsweise sechs Millionen europäischen Juden. Im Mai 1960 wurde Eichmann schließlich vom israelischen Geheimdienst in Argentinien gefasst und nach Israel gebracht, wo ihm 1961 der Prozess gemacht wurde. Welche Rolle Fritz Bauer beim Auffinden Eichmanns zukam, war lange unbekannt. Wäre es ohne das Engagement Fritz Bauers je zur Verhaftung Eichmanns gekommen?